Geldanlage ohne Aktien – das solltest Du Dir nochmals gut überlegen!
Aktualisiert: 3. Mai
Wer sein Vermögen vermehren möchte, hat kaum eine andere Wahl, als sich mit Aktien-Investments zu beschäftigen. Das Sparkonto ist in Zeiten von Inflation & Negativzinsen keine Alternative mehr.
Der Respekt vor Aktien ist in der Schweiz weit verbreitet. Gemäss einer Befragung von moneyland.ch sind lediglich 26% der Befragten in Aktien investiert. Interessant: Je vermögender, desto eher ist Geld in Aktien angelegt. Die Schweizer horten ihr Geld am liebsten auf ihrem Privat- und Sparkonto. Die Gründe reichen wohl von Desinteresse, über Respekt bis hin zu grundsätzlicher Abneigung vor Aktienanlagen. Der Frage, ob Du Dein Cash tatsächlich unter der heimischen Matratze lagern solltest oder ob es bessere Alternativen gibt – Spoiler "Ja – die gibt es" – werden wir nachfolgend auf den Grund gehen.
“Aktien-Investments sind risikoärmer, als womöglich viele denken.”
Warum sollte ich mich für Aktien interessieren?
Die kurze Antwort: Ein Investment in Aktien ist ziemlich alternativlos, wenn Du mit Deinen Anlagen Rendite erwirtschaften möchtest. Wenn Du Renditeallergiker bist, dann sollte Dich zumindest die Inflation interessieren, die aktuell wieder stark ansteigt. Das heisst, dass man sich mit einem Franken immer weniger leisten kann – Dein hart verdientes Geld verliert an Wert. Parkierst Du Dein Geld also auf dem Privatkonto, verliert es in Anbetracht der steigenden Preise, beispielsweise von Benzin und Mietzinsen, an Wert. Mit Aktieninvestments kann man der Inflation entgegensteuern. Von 1969 bis 2021 – also während 53 Jahren – lag die durchschnittliche Wertentwicklung des Schweizer Aktienmarktes bei 8.34% pro Jahr. Wer also vor 53 Jahren CHF 100 in Schweizer Aktien investierte, durfte sich letztes Jahr an einem Depotwert von CHF 6'979.25 erfreuen.
Wichtig ist auch das Verständnis, dass sich die finanziellen Rahmenbedingungen stetig wandeln. Während Deine Grosseltern oder Eltern ihr Geld dank höherer Zinsen noch auf dem Bankkonto deponieren konnten, ist dies angesichts der steigenden Inflation und Tiefstzinsen heute ein sicherer Weg, sein Erspartes wertmässig zu vernichten. Traditionsbewusstsein und Nostalgie sollten bei der Vermögensverwaltung keinen Platz haben – diese Eigenschaften sind nicht zu verwechseln mit Strategietreue; also dem langfristigen Festhalten an einer klaren Strategie und zwar auch in schwierigen Zeiten.
Doch was sind Aktien überhaupt?
Eine Aktie (auf englisch share) ist ein Wertpapier, das einen Anteil an einem Unternehmen verbrieft. Wenn Du also eine Aktie von MERCEDES-BENZ kaufst, wirst Du als Aktionär Miteigentümer – in unserem Beispiel von MERCEDES-BENZ. Dein Anteil bemisst sich nach dem Unternehmenswert sowie der Anzahl der ausgegebenen Aktien. Mit einer MERCEDES-BENZ Aktie bist Du also nur zu einem sehr sehr kleinen Teil beteiligt, da viele weitere Aktien existieren.
Unternehmen, wie MERCEDES-BENZ, profitieren von Deinem Investment, indem sie so von Dir Geld erhalten. Dieses brauchen sie, um zu wachsen – MERCEDES-BENZ kann beispielsweise in die Entwicklung eigener Elektrofahrzeuge investieren, um mit Tesla in diesem Bereich konkurrieren zu können. Aktionäre werden als Gegenleistung am Gewinn und Wachstum des Unternehmens beteiligt und dürfen an der jährlichen Generalversammlung teilnehmen. Dort können sie über die Strategie, Gewinnausschüttung und andere Themen mitbefinden.
Als Aktionär trägt man aber auch das Risiko, dass der Unternehmenserfolg ausbleibt oder das Unternehmen in anderweitige Probleme gerät und der Aktienkurs in der Folge (mit grösster Wahrscheinlichkeit) sinkt. Mit jedem Investment geht also das Risiko einher, dass sich das Unternehmen nicht wie erhofft entwickelt und man als Aktionär einen Teil oder das ganze Investment verliert. Wer beispielsweisse im Jahr 2006 in UBS Aktien eingestiegen ist, musste ab Mitte 2007 einen schmerzhaften Niedergang miterleben. Seither dümpelt die Aktie in einer Bandbreite zwischen 10 und 20 Franken herum; hat sich also seit der Finanzkrise nicht mehr richtig erholt.
Entwickelt sich ein Unternehmen dagegen prächtig, profitiert man als Aktionär vom steigenden Unternehmenswert und Aktienkurs. Wer Aktien kauft, wird also zum (Mit-)Unternehmer. Damit geht das unternehmerische Risiko einher, aber auch die Möglichkeit, an steigenden Gewinnen zu partizipieren. Wer im Juni 2007 bei Apple eingestiegen ist, durfte sich – ganz im Kontrast zu einem UBS-Aktionär – an einem stetigen Wachstum erfreuen, das 2018 nochmals deutlich Fahrt aufgenommen hat.
Wie schützten Aktieninvestments nun vor Inflation? Steigen die Preise, dann tun dies in der Regel auch die Unternehmensgewinne und damit die Aktienkurse, da Unternehmen die höheren Preise von ihren Kunden einverlangen.
Warum schwanken die Kurse?
Die Kursgraphen der UBS und Apple verlaufen nicht stetig, sondern unterliegen einem ständigen auf und ab. Neben dem Unternehmensgewinn gibt es viele weitere Faktoren, die den Börsenkurs – also den Preis einer Aktie – beeinflussen. Im Grundsatz geht es aber um die allgemein bekannten Prinzipien von Angebot und Nachfrage. Umso grösser die Nachfrage und umso kleiner das Angebot, desto stärker wird der Preis in die Höhe getrieben. Die Nachfrage bestimmt sich nach der Erwartungshaltung der Investoren. Erwarten diese zukünftig eine starke Entwicklung des Unternehmens, werden sie investieren.
Ein Beispiel: Meta, die Konzernmutter von Facebook, Instagram und Whatsapp hat die Gewinnerwartungen im vierten Quartal deutlich verfehlt, aber auch der Rückgang der täglich aktiven Nutzer schockierte die Anleger. Als Konsequenz ist der Meta-Aktienkurs um rund ein Drittel eingebrochen; in Zahlen wurden über 250 Milliarden Dollar Börsenwert vernichtet. Die Unternehmensvision von Meta besteht darin, das Metaversum, also eine virtuelle Parallelwelt, zum Leben zu erwecken. Investoren, die langfristig an den Erfolg von Meta glauben, könnten sich nun überlegen, günstig einzusteigen. Investoren, die diese Vision nicht teilen, werden ihr Geld hingegen woanders investieren. Erst die Zukunft wird zeigen, ob sich die pessimistischen oder optimistischen Erwartungen bewahrheiten werden.
Neben traditionellen Einflüssen aus Presse und Politik, nehmen zunehmend auch Prominente mit ihren Aussagen Einfluss auf die Aktienkurse. Niemandem gelingt dies so gut wie Elon Musk, der mit seinen Tweets Hype wie kein anderer generieren kann. Die beeindruckende Bewertung von Tesla zeigt, dass viele
Investoren Elon Musk zutrauen, mit Tesla zukünftig sehr viel Geld zu erwirtschaften. Elon Musk versteht es, Erwartungen zu schüren und um seine Unternehmen viel Hype zu generieren. Die Vorstellung des Cyber Trucks hat die breiten Massen beeindruckt. Dass der angekündigte Produktionsstart – wie so oft – nicht eingehalten wird, scheut die Anleger bis jetzt nicht. Verfehlt Tesla die Erwartungen aber langfristig, rauschen die Kurse wahrscheinlich genauso schnell nach unten, wie sie angestiegen sind.
Der Film «The Wolf of Wall Street» hat sein Übriges dazu beigetragen, dass viele Schweizerinnen und Schweizer dem Aktienhandel mit dem schnellen Auf- und Ab kritisch gegenüberstehen. Doch der Versuch, den Markt zu schlagen, also bei Kurstief zu kaufen und Höchstständen wieder zu verkaufen, ist selten mit Erfolg gekrönt. Schlussendlich kann niemand mit Sicherheit zukünftige Unternehmenserfolge sowie Angebot und Nachfrage vorhersehen. Selbst professionelle Hedge-Fund-Manager schlagen den Markt über die Zeit nur selten. Hättest Du den Ukraine Krieg oder die Covid-Pandemie kommen sehen und Deine Investitionen entsprechend angepasst? Wir wagen mal zu behaupten: Nein.
“Hin und her macht Taschen leer.” – so die alte Börsenweisheit.
Wenn Du Dich bis jetzt aus Respekt vor wilden Aktiendeals zurückgehalten hast, dann sicherlich zu Recht. Wer mit Market Timing versucht Geld zu verdienen, lebt finanziell gefährlich. Das Vorhersagen von Kurseinbrüchen ist schwer und starke Renditen folgen oft auf schlechte Renditen. Derartiges Anlegen hat eher mit Glücksspiel, als mit langfristigem Vermögensaufbau tun tun.
Erfolg mit langem Anlagehorizont
Anstatt auf Marktschwankungen – also künftige Kursentwicklungen – zu setzen, sollte man in Unternehmen investieren, die langfristig Gewinne erzielen. Eine starke Finanzbasis, ein gutes Management sowie ein zukunftsträchtiges Geschäftsmodell sind Faktoren, die losgelöst von Börsenkursen, eine gute Grundlage für langfristiges Wachstum sind. Wenn auch gute Voraussetzung, sind diese Faktoren kein Garant für Erfolg. Die Zukunft lässt sich nun einmal nicht vorhersagen und Unternehmen wie Kodak und BlackBerry waren durchaus vielversprechend, bis sie wichtige Trendwendungen verpasst haben.
Was also tun? Diversifizieren. Mit einem diversifizierten Portfolio an Aktientiteln setzt man nicht alles auf eine Karte. Man teilt sein Geld auf verschiedene Aktien und damit Unternehmen, die am besten noch in verschiedenen Branchen tätig sind, auf. Damit verlieren nicht alle Titel gleichzeitig gleich viel an Wert – im Umkehrschluss gewinnen aber auch nicht alle Titel gleich viel dazu. Während der Covid-Krise litt insbesondere der Tourismussektor, während der Digitalbereich florierte. Durch den Krieg in der Ukraine erleben Rüstungstitel einen Aufschwung, während die russische Wirtschaft unter den Sanktionen und Kriegskosten leidet. Wer sein Geld über verschiedene Länder, Branchen, aber auch Anlageformen (z.B. Immobilien) diversifiziert anlegt, verringert seine Anlagerisiken.
Der Swiss Performance Index (#SPI) umfasst mit über 200 Titeln fast alle kotierten Schweizer Aktientitel. In der Periode zwischen 1997 und 2019 hat der SPI mit einer durchschnittlichen Performance von 7.4% pro Jahr abgeschlossen.
Nicht alle der 200 Unternehmen haben gleich erfolgreich gewirtschaftet. Einige waren Überflieger, andere haben die Erwartungen unterboten. Wer 1997 nur auf einige wenige Aktien aus dem SPI setzte und auf deren Erfolg hoffte, ist ein hohes Risiko eingegangen. Für einige mag die Rechnung aufgefangen sein, viele werden aber – verglichen mit einer Anlage in den gesamten SPI – verloren haben. So war die Wahrscheinlichkeit, dass sich die über 200 Unternehmen gesamthaft positiv entwickeln, gross. Wer 1997 in den SPI eingestiegen ist und seiner Strategie auch während Krisen treu blieb, hat aus seinem Geld somit deutlich mehr gemacht, als jemand, der sein Vermögen auf dem Sparkonto verkümmern liess.
Wer nun keine Lust und Zeit hat, sich mit Geschäftsberichten und Finanzanlagen auseinanderzusetzen, um ein diversifiziertes Aktienportfolio bestehend aus vielen verschiedenen Einzeltiteln auf die Beine zu stellen, kann in Indizes investieren. Mit so genannten Exchange Traded Funds (#ETF) können Anleger am Verlauf eines Indizes wie dem SMI oder soeben besprochenen SPI partizipieren. Eine weitere Alternative sind digitale Vermögensverwalter, bekannt als Robo Advisor. Im Vergleich mit klassischen Vermögensverwaltern sind diese oftmals deutlich günstiger und investieren meist in kostengünstige ETFs. Diese Dienstleistung kostet zwar eine Gebühr – im Gegenzug wird einem die Arbeit abgenommen, eine grosse Auswahl an Einzelaktien oder ETFs selber zu kaufen. In der Schweiz sind mitunter folgende digitalen Vermögensverwalter auf dem Markt: TrueWealth, findependent, clevercircles (Bank CIC), DescartesFinance, Digifolio (BLKB), InyovaImpactInvesting, PostFinance E-Vermögensverwaltung, RaiffeisenRio, SaxoSelect, Simplewealth, Swissquote Robo-Advisor, VontobelVolt SelmaFinance.
Schlussfolgerung
Aktien müssen nicht die hochspekulative Anlageform sein, für die sei viele halten. Wer heutzutage trotz Inflation und tiefen Zinsen ein Vermögen aufbauen will, findet in Aktien ein spannendes und wichtiges Anlageinstrument. Bei der Investition in Aktien muss jeder und jede für sich entscheiden, wie gross die persönliche Risikotoleranz und -bereitschaft ist. Wer auf Aktien setzt, sollte langfristig denken und das Gebot der Diversifikation nicht aus den Augen verlieren. Selbstverständlich macht es auch Spass, in spekulative Anlagen zu investieren und jeden morgen die schwankenden Kurse zu beobachten. Derartige risikoreiche Spekulationen sollte man aber bereits im Investitionszeitpunkt als "Spielgeld" abschreiben und einen Totalverlust verkraften können. Fliegt der Titel, dann ist die Freude am Gewinn umso grösser – geht es schief, dann halb so wild, da die Achterbahnfahrt Spass gemacht hat.
Wichtig also:
Die systematisch höhere Performance von Aktien gegenüber Bargeld ist nur mit einem höheren Risiko zu haben.
Market Timing ist ein gefährliches Spiel. Kurseinbrüche und Renditen sind schwer vorhersehbar.
Man sollte nur Geld investieren, das nicht für den täglichen Bedarf benötigt wird.
Volatilität an den Finanzmärkten ist ganz normal. Wenn Du in Aktien investierst, solltest Du Dich bereits im Voraus auf ein Auf und Ab einstellen, damit Du dann in schwierigen Marktphasen nicht emotional reagierst und im schlechtesten Zeitpunkt kalte Füsse bekommst und verkaufst.
Wer schnelles Geld verdienen will, sollte die Finger von Aktien lassen. Bringst Du nur einen kurzen Anlagehorizont mit, dann sind Aktien eher nichts für Dich.
Nur wer mit langem Anlagehorizont investiert, kann kurz- und mittelfristige Schwankungen über die Zeit ausgleichen (denken wir nur an die Ölkrise von 1973-1974, die Dotcom Blase von 2000-2003, die Finanzkrise von 2007-2009 sowie die Covid-Pandemieauswirkungen von 2020).
Und jetzt wünschen wir Dir gutes Gelingen und viel Spass beim Investieren 🤑!
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